Vereinsnostalgie des TV-Haßloch - Die Jahre 1933 - 1952

1933 - 1952

Diktatur, Zusammenbruch und demokratischer Wiederaufbau (1933 bis 1952)

1933 war Alfred Schwenger noch immer Vereinsvorsitzender und wurde auf der Generalversammlung im Januar 1933 bestätigt; auch der übrige Vorstand von 13 Personen behielt seine Ämter. 1933 waren 48 Turner Mitglied im TV-Haßloch, 6 Zöglinge und 17 Ehrenmitglieder.

Schon bald nach der "Machtübernahme" durch Hitler wurde eine Vollversammlung mit allen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern abgehalten (Datum nicht bekannt). Der - vorerst noch- "kommissarische Gau-Vorsitzer Turnbruder Peter Bonn" wurde von allen herzlich begrüßt und erklärte der Versammlung den Grund und den Zweck der "Gleichschaltung". Bei dieser Gelegenheit wurden die Titel und Aufgaben neu verteilt. Der Vereinsvorsitzende nannte sich zukünftig Vereinsführer (im Protokoll sicher versehentlich zunächst "Verführer" genannt), er hatte Führer zu ernennen, die in einem Turnrat zusammengefaßt waren; sein Stellvertreter wurde Vereins-Dietwart genannt, es gab einen Oberturnwart und einen Wehrturnwart. Ab nun wurden die Versammlungen mit "Gut Heil Hitler", oder später mit "Sieg-Heil" beendet.

Alfred Schwenger, der Vereinsvorsitzender erhielt vom Verein 3 RM für den Besuch der Vereinsführertagung in Darmstadt.

Im Oktober 1933 wurde beschlossen, den Sportplatz im Wald nicht mehr zu nutzen und die Pacht dafür zu sparen, einen gebrauchten Barren für 50 Mark zu kaufen und zukünftig den Wehrsport sonntags von 8.00 bis 9.00 Uhr durchzuführen. Diese Übungen wurden öffentlich bekanntgemacht, denn "es ist Pflicht eines jeden Deutschen im Alter von 18 bis 35 Jahren daran teilzunehmen".

Das Sportjahr fing schon mit dem Frühjahrswaldlauf an, das Bergfest wurde am 28.05.1933 auf der Burg Frankenstein abgehalten. Auch beim Bundesrest im Juli in Mörfelden war man dabei, ebenso beim Schülerturnen am 23.06. in Klein-Gerau und beim Herbstlauf in Messel am 01.10.

"Am 23.12.1933 verstarb das Ehrenmitglied und Gründer des Vereins, Herr Anton Mailies“; seine Beerdigung fand am 25.12. statt, an der der Verein mit Fahne geschlossen teilnahm und der "Führer" (A. Schwenger) im Namen des Vereins einen Kranz niederlegte. "Wir werden ihn in ehrendem Andenken behalten".

Am 26. Dezember 1933 war wieder die übliche Weihnachtsfeier sehr gut besucht, es wurde das Theaterstück „Der Postillion von Rodendorf“ aufgeführt. Als Mitwirkende hat man den "Spielmannszug des Turnvereins mit neun Mann" gewonnen, sie spielten die neu einstudierten Märsche.

1934 wurde der Wehrsport mit den Rüsselsheimer Vereinen TV-Rüsselheim, TG-Rüsselsheim, TV-Königstädten und TSV-Raunheim zusammengelegt und gemeinsam bildeten sie einen Turnersturm. Die Haßlocher fuhren mit dem Rad um 19.30 vom Vereinsheim ab und trafen sich mit den anderen Vereinen mittwochs um 20.00 bis 22.00 Uhr im „Frankfurter Hof“. In diesem Zusammenhang erweiterte sich auch der Bedarf an Sportgeräten. Es wurde "schleunigst" ein Speer, ein Diskus und "eine Handgranate" beschafft.

Jeden Monat fanden drei Scharabende und zwei Sturmabende statt. "Wegen halten einer Zeitung soll der Turnrat entscheiden", es wurde die neue Turnerzeitung bestellt.

Bei der Festsetzung der Turn- und Musikstunden gab es durch die neuen Verhältnisse Schwierigkeiten. "Da sich die meisten Turner bei der S.A. und bei der H.J. (Hitlerjugend) befinden, läßt sich ein geregelter Turnbetrieb noch nicht durchführen. Es muß daher abgewartet werden, bis diesem Zustand von oben herunter ein Ende bereitet wird". Im Juni mußten die Statuten wieder geändert werden, der Verein muss "eingetragen sein".

Der Maskenball am Fastnachtsdienstag wurde wieder durchgeführt, es spielten "vier Mann von Kinkel" von 20.00 bis 1.30 Uhr, da "die Kappelle Haumann" die Musik nicht stellen konnte.

Im Oktober 1934 wurden die Turnstunden und Musikstunden neu geordnet und eine Schwimmstunde eingeführt. Um Kosten für auswärtige Kapellen zu sparen, wurde "beschlossen eine Hauskapelle zu gründen ..., für das Schlagzeug wurden 40 Mark bewilligt, alle anderen Instrumente sind bereits vorhanden".

Bei der Weihnachtsfeier am 26. Dezember hatte die eigenen Hauskapelle ihren ersten öffentlichen Auftritt. Es wurde wieder ein Theaterstück aufgeführt "Durch Not und Leid zur Weihnachtsfreud" und musikalisch von der Hauskapelle und dem Spielmannszug des Vereins und dem Gesangverein Liederkranz begleitet. Es war ein großer Publikumserfolg und mit 200 Personen sehr gut besucht. "Diese Veranstaltung hat gezeigt, dass der Verein etwas zu bieten vermag".

In der Generalversammlung vom 20.0 1.1935 wurden die Maßstäbe noch enger gesetzt. Auch die politischen Leiter mußten nun an den Turnstunden teilnehmen; ein Riegenbuch mußte geführt werden, "um die Anwesenheit der Turner festzustellen" und die Fachwarte mußten jeden Monat einen Tätigkeitsbericht abliefern. Der Spielmannszug und die Vereinskapelle übten wöchentlich jeweils eine bis anderthalb Stunden.

Der Vorstand bestand bei der Generalversammlung im Januar aus dreizehn Mitgliedern. Am 27. Februar 1935 stimmte die Vollversammlung den neuen Vereinstatuten zu und seither führte der Verein den Zusatz e.V. (ab 16.4.1935 imVereinsregister Band 2, Seite 183, No.72 eingetragen); der Vorstand wurde neu organisiert und bestand nur noch aus: Vereinsführer: Alfred Schwenger; Stellvertreter: Georg Ertel; Oberturnwart: Franz Wade; Dietwart: Georg Ertel; Kassenwart: Anton Schader; Schriftwart: Karl Schneider; Führer der Frauen und Mäd- chen: noch unbesetzt.

Den Gedanken eine Fußballabteilung zu gründen wurde mit der Begründung abgelehnt, dass sie für den Verein finanziell nicht tragbar sei und kein Platz, keine Bälle und Tore vorhanden seien. Man lehnte aber doch nicht endgültig ab, sondern "forderte die Antragsteller auf, zuerst einmal die Turnstunden regeImäßig zu besuchen und so ihren Körper zu stählen" (!). Anläßlich der Generalversammlung vom 02.02.1936 wurde festgestellt, dass der Verein 53 Mitglieder umfaßt, von denen 36 aktiv sind und 17 keinen Sport treiben. Turnstunden sind im Sommer außer Freitag abends, auch noch Sonntag morgens von 7.00- 9.00 Uhr.

Auf Veranlassung der Kreisleitung mußte der Spielmannszug am 5.2.1936 an der Großkundgebung der NSDAP teilnehmen.

1942 waren 45 Turner Mitglied im TV-Haßloch, davon der überwiegende Teil bei der Wehrmacht. Viele davon sind mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden, gerieten in Gefangenschaft, wurden als vermißt gemeldet, oder sind an der Front gefallen. Bis zum Kriegsende kam der Sport im TVH ganz zum Erliegen. Danach waren u.a. die Turnvereine durch die amerikanischen Besatzungsbehörden bzw. die Militärregierung zunächst verboten.

Nachdem 1946 seitens der amerikanischen Militärregierung wieder die Genehmigung zur Tätigkeit von Kultur- und Sportvereinen erteilt worden war, wobei u. a. aber die Sportarten Turnen und Schießen noch verboten blieben, hatte man bald auch unter dem Vorsitz von Alfred Schwenger, dem früheren 1. Vorsitzenden des TVH eine eigene KSV Haßloch gegründet.

Ein Jahr später war es endlich soweit, dass das Landratsamt auch wieder Trunvereine zulassen durfte. A. Schwenger ergriff daraufhin mit 16 Mitstreitern die Initiative, und so kam es unter Patenschaft des KSV am 02.11.1947 zur ersten Generalversammlung des wiedergenehmigten TV-Haßloch 1890 nach dem Kriege. Die Wahl des Vorstands ergab: 1. Vorsitzender Heinz Kaus; 2. Vorsitzender Heinz Roosen; Schriftführer: Ferdinand Roosen; Kassierer: Hans Schwenger; Sportwart: Ludwig Hepp; Zeugwart: Willi Fischer.

Der Kassenbestand betrug noch 53 Pfennige. Der Monatsbeitrag wurde auf 50 Reichspfennige festgelegt.

Die erste Turnstunde fand am 06.11.47 "im Saale des Gastwirts Philipp Roosen" statt (Schützenhof).

Der Vorsitz änderte sich im Januar 1951, als Heinz Roosen zum I. Vorsitzenden gewählt und Paul Mathes sein Stellvertreter wurde.

Nachdem man 1949 bemüht war, den Turnplatz in Ordnung zu bringen ("für das Turnhaus werden ca. 300 Ziegeln benötigt, die Sprungkaute neu aufgefüllt und der Weg zum Turnplatz schön ausgebessert"), befaßte man sich mit der Geländefrage für einen neuen Sportplatz.

Im Januar 1951 wird nach der Generalversammlung deshalb gemeinsam ein Acker am Raunheimer Weg besichtigt, der dann angekauft worden ist, wofür eine finanzielle Unterstützung von der Totogesellschaft erbeten wird.

1952 wird eine Fußball-Abteilung innerhalb des Vereins gegründet.


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